Ferienhof mit Europas einzigem Museum für Tischbesen

Grödersby/hjk

„Inzwischen habe ich schon 330 alte Tischbesen aller Formen und Größen zusammengetragen“, sagt Annemarie Jessen vom Hof Moos in Grödersby. Im Erdgeschoss eines Wirtschaftsgebäudes, das überwiegend noch aus Fachwerkwänden besteht und einstmals als Kuhstall und Remise für Pferdekutschen diente, hat sie schon vor über zwei Jahrzehnten begonnen, ein Hofmuseum einzurichten – Stück für Stück. Die Objekte aus Urgroßmutters jungen Jahren sind von unterschiedlicher Größe, mal bunt verziert, mal einfarbig, glatt oder geschwungen. Längst sind solche Tischbesen aus der Mode gekommen, doch zeugen die kleinen Handfeger mit den dazugehörigen Schaufeln von der früheren bäuerlichen Sitte, nach den Mahlzeiten die Tische beziehungsweise Tischdecken von Krümeln und anderen Resten zu befreien.

Annemarie Jessen, die solche alten Gebrauchsgegenstände „einfach nicht wegwerfen kann“, hat eigenen Recherchen zufolge eine vergleichbare museale Tischbesen-Ausstellung in ganz Europa nicht aufspüren können. Auf dem Dachboden,  einem einstigen Kornlager, präsentiert sie viele andere Exponate, darunter Pütt und Pann, Pferdegeschirr sowie  Tassen und Teller aus den Restbeständen des längst nicht mehr bestehenden Kappelner Strandhotels. Kleinstes Objekt dieser sehenswerten Sammlung ist ein winziger Portemonnaie-Kalender von 1926. Viele alte Stücke sind ihr von Nachbarn und Freunden überlassen worden. „Ich habe ihnen gesagt, sie könnten die Exponate bei Bedarf zurückbekommen. „Bislang haben die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Volkskundliche Sammlungen im Kreis Schleswig-Flensburg dieses Museum noch nicht so richtig wahrgenommen. Dazu Berndt Lassen von der IG Baupflege Angeln: „Dies wird sich jetzt rasch ändern.“

In dem alten Stallgebäude, dessen teilweise noch erhaltene Fachwerkmauern aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen, gibt es eine weitere Überraschung: Unterkünfte für Radwanderer. Als die Kappelner Jugendherberge in Grauhöft stillgelegt wurde und der Neubau in Ellenberg noch nicht bestand, boten Fritz und Annemarie Jessen in Moos kurzentschlossen Ausweichquartiere an. Heute werden hier noch zwei Zimmer für unangemeldete Durchreisende vorgehalten. Außerdem steht ein größerer Aufenthaltsraum für Gäste in einem Teilbereich zur Verfügung. 

Die Hofanlage sprengt den Rahmen eines Dreiseithofes. Denn vis-a-vis dem Wohnhaus liegt noch ein viertes Gebäude, ehemals ein Pferdestall, das den Hofplatz von allen Seiten umschließt – die Zufahrt ausgenommen.

Im Haupthaus, 1830 mit einem Reetdach erbaut, befinden sich über 20 Zimmer mit einer Gesamtfläche von 700 Quadratmetern. Hier wohnen im Erdgeschoss die Geschwister Thomas (40) und Maike Jessen, die von ihren Eltern Fritz und Annemarie Jessen vor drei Jahren gemeinsam den Betrieb als Erben überschrieben bekamen.

Seither verwaltet Maike Jessen, gelernte Landschaftsgärtnerin und Vermessungsingenieurin, den Ferienhof. Ihr Bruder, von Beruf Landwirt und Landmaschinenmechaniker, kümmert sich im „Außendienst“ vor allem um die Streicheltiere für die Urlauberkinder: um fünf Schafe, vier Ziegen, vier Ponys, zwei Esel sowie Katzen, Hund, Hahn und Henne.

Im Wohnhaus wie im umgebauten Pferdestall sind komfortable Ferienwohnungen mit insgesamt 36 Betten eingerichtet. Die Stammgäste, zumeist junge Familien, kommen aus vielen Teilen Deutschlands. Sie schätzen hier eigenem Bekunden nach die Ruhe, die Nähe zur Ostsee und zur nur zweieinhalb Kilometer entfernten Schleistadt Arnis.

Die Jungen und Mädchen können im angrenzenden Wald oder in einer Burg aus Strohballen nach Belieben und gefahrlos toben. Maike Jessen sagt: „Bei uns reicht die Saison vom Beginn der Osterferien bis zum Ende der Herbstferien.“

Getrübt wird das ansonsten so positive Bild dieser Hofanlage durch den maroden Zustand des dem Hofmuseum gegenüberliegenden Scheunenstalls von 1904: Es regnet durchs Dach und in die Westfassade haben Wind und Wetter erhebliche Löcher gerissen. Die Familie Jessen steht diesbezüglich vor einer schier aussichtslosen Situation: Eine Rettung dieser jetzt leer stehenden Stallungen lässt sich von den Eigentümern finanziell nicht schultern. Fritz Jessen: „Wir haben etliche Möglichkeiten zum Erhalt des Gebäudes ausgelotet, aber keine Lösung gefunden.“ Auch der Kreis  habe nicht helfen können.

Seinen Überlegungen zufolge wäre es am sinnvollsten, aus optisch-stilistischen Gründen nur das Mauerwerk zur Hofseite hin zu sanieren und zu stabilisieren. Demzufolge müsste der überwiegende Teil der  900 Quadratmetern großen Scheune abgetragen und durch eine Stahlkonstruktion ersetzt werden. Aber das bleibt wohl nur ein Traum.

Holz Reet Mauerwerk Granit

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